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125 Jahre Edelweißverein

von Peter Strim

Vor 125 Jahren wurde der Edelweißverein Bad Feilnbach als „Krankenunterstützungsverein“ aus der Taufe gehoben und seit 40 Jahren bereichert er mit seinen Theaterspielen das kulturelle Leben im Ort und in der Region. Jung, dynamisch und heiter geblieben feierte der Verein seinen Geburtstag am vergangenen Wochenende gebührend mit Ehrenmitglied Xaver Kirner, Mitglieder, den drei Bürgermeistern und ihren Gemeinderäten, Pfarrer Ernst Kögler sowie vielen Freunden und Gönnern. Als besonderes Schmankerl machten Theatergruppen Dettendorf/Kematen sowie Derndorf/Litzldorf ihre Aufwartung. Als Geburtstagsgeschenke hatten Theaterjugend und erwachsene Darsteller heitere und originelle Sketche und Einakter mit Angriff auf die Lachmuskeln der Besucher mitgebracht. Auch das Geburtstagskind selbst verstand es prächtig mit gelungenen Stücken und treffenden Pointen die Gäste zu begeistern und bei einzelnen Besuchern sogar Freudentränen auszulösen. Zusammenfassend war es ein überaus gelungener Abend.

Wie ihr Vorsitzender Markus Scheble und sein Stellvertreter Martin Stadler in einem historischen Abriss erklärten, wurde der „Edelweißverein Feilnbach“ 1898 als „Krankenunterstützungsverein“ gegründet. Er erwies sich daraufhin als unverzichtbare und notwendige Einrichtung von der hauptsächlich die ländlich arbeitende Bevölkerung profitierte. In jener Zeit verdienten ein Knecht und eine Magd etwa vier Mark in der Woche, unter der Voraussetzung, dass sie ihre Arbeit verrichten konnten. Bei Verhinderung durch Krankheit oder nach einem Unfall gab es keinen Lohn und ebenso wenig wie heutzutage Krankenkassen. Die Mitglieder entrichteten jährlich „Zwei Mark!“ und erhielten im Krankheitsfall 50 Pfennige pro Tag. 1906 wurde die erste Fahne weihen, die heute noch existiert und 1991 restauriert wurde. Mit der Idee von „theaterischen Aufführungen“ die Vereinskasse aufzubessern, befasste sich 1907 ein gewisser Peter Strein zusammen mit Johann Gassner. Letzterer Spende zehn Mark zur Gründung eines Theaters. Das Startkapital selbst betrug 70 Mark. Im Dezember 1907 sorgten 30 Spieler -sie mussten Vereinsmitglieder sein- für eine erste abendfüllende Inszenierung, wie Robert Gsinn aus der Chronik während den Darbietungen zitierte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1949, so Scheble und Stadler weiterführend, stand der Verein wegen zu geringer Mitgliederzahl kurz vor seiner Auflösung. Der eigentliche Verwendungszweck wurde sukzessive von den Krankenkassen abgelöst. Lenz Funk, damaliger Gemeindekassier, war gleichzeitig Kassier des Edelweißvereins und musste, auch wenn keine Einnahmen und Ausgaben verzeichnet wurden, alljährlich eine aufwendige Abrechnung durchführen. Die einstige Vorstandschaft spielte mit dem Gedanken einer Vereinsauflösung.

Eine Gruppe junger Leute organisierte am Faschingssonntag einen Theaterfasching und sorgte unter Anleitung des legendären Feilnbacher Pfarrers Ludwig Penger mit Einaktern und Sketchen für Heiterkeit. Unter ihnen war Xaver Kirner, der mit dem Gedanken spielte, größere Theaterstücke, Komödien und Dramen zu inszenieren und auf die Bühne zu bringen. Dazu brauchte es einen Verein. Xaver Kirner und Lenz Funk, beide waren Arbeitskollegen in der Gemeindeverwaltung, erkannten die Gelegenheit dem Theater mit dem Edelweißverein ein festes Fundament zu verleihen und gleichzeitig den Krankenunterstützungsverein zu erhalten.

Im Frühjahr 1984 wurde ein großartiger Erfolg mit dem Dreiakter „Der Weiberfeind“ und im Herbst gleichermaßen mit dem Stück „Der falsche Vitus“ gefeiert. Die Besucherzahlen an den Aufführungen stiegen seit dieser Zeit und verliehen den Aufführungen des „Edelweiß-Theaters“ großes Ansehen. Beliebt waren der Theaterfasching und die Herbstdarbietungen von Komödien und Dramen im Heimgartensaal sowie die „Hinterhoftheater“ beim Kistlerwirt. Die Verleihung des Kulturpreises des Landkreises Rosenheim an die Dorfgemeinschaft Wiechs zusammen mit dem Edelweißverein für das Laurenzi-Spiel „Vergesst mir die Armen nicht!“ als Freiluftinszenierung ging 2015 als Höhepunkt in die Vereinsannalen ein.

Erhalten blieb, auch die Tradition hochhaltend, der ursprüngliche Verwendungszweck der gegenseitigen Unterstützung. So werden aus den Einnahmen von Theateraufführungen regelmäßig größere Summen an sozialen Einrichtungen gespendet. Auch am Jubiläumsabend zum 125-jährigen Bestehen wurde fleißig gesammelt, ohne dabei durch geräuschbehaftetes Klimpern die Darbietungen der „Theaterer“ aus dem Gemeindebereich zu stören und das Publikum unnötig am Lachen zu hindern. Der Erlös (war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt) kommt dem Verein „Pflege und Betreuung Bad Feilnbach“ zugute.

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