Der Theaterfasching meldet sich zurück
aus dem Mangfall-Boten vom 27. Februar 2025 von Eva Lagler, Bilder von Fotografie Brigitte Stadler
Fünf Jahre war er tot geglaubt – jetzt ist der Feilnbacher Theaterfasching zurück. Und wie. Es war aber auch viel passiert in der zurückliegenden Zeit. Vor allem die Ereignisse rund um die Bürgermeisterwahl 2024 ließen der spielfreudigen Truppe des Edelweißvereins eigentlich gar keine andere Wahl, als die Vorhänge auf der Bühne im Heimgartensaal wieder zu öffnen.
Die Dialoge aus den Federn von Markus Scheble, Konrad Kriechbaumer und Martin Stadler waren gewohnt treffend, das Bühnenbild ins Detail bestens ausgestattet – und mit der Besetzung der Rollen hatten sie sich wieder einmal selbst übertroffen. Allen voran bei der mit großer Spannung erwarteten Darstellung des neuen Bürgermeisters Max Singer.
Ähnlichkeit bis ins Kleinste
Christian Matschina doubelt das Gemeindeoberhaupt – abgesehen von einer ohnehin bereits vorhandenen optischen Ähnlichkeit – bis in die kleinste Geste und Mimik so nah am Original, dass man mehrmals versucht war, sich die Augen zu reiben. Das taten viele der Besucher auch. Vor allem, um die Lachtränen wegzuwischen.
Beispielsweise als es in der Gemeinderatssitzung darum ging, mittels „Reise nach Jerusalem“ zur Melodie von „Schnappi, das kleine Krokodil“ erst einmal mit der geänderten Sitzordnung klarzukommen („heid mach ma aus der Gemeinderatssitzung ausnahmsweise moi an Kindergeburtstag“). Oder als Dritter Bürgermeister Christian Bergener (Michael Kriechbaumer) bei seiner Vereidigung schwören musste, Singer immer würdevoll zu vertreten, „besonders bei Geburtstagen, goldenen Hochzeiten, Siegerehrungen, Kindergarten, Maibaumfesten und bei sämtlichem Schmarrn in Litzldorf“. Konträr wurde es bei der Diskussion um ein Loch, das zwischen Schülercafé und Bücherei gerissen werden sollte, um Platz für die Ganztagsbetreuung der Schule Bad Feilnbach zu schaffen. Loch-Anschaffungskosten von 35000 Euro, Lochfördermittel, Locharbeitskreis, Lochmodelle – ohne einen „100-prozentigen Lochexperten“ sah sich das Gremium nicht in der Lage, darüber zu entscheiden. Obwohl Geschäftsleiter Helge Dethof (Matthias Millauer) eigens zwei Mustermodelle mitgebracht hatte.
Besonders feierte das Publikum natürlich die – mal mehr, mal weniger subtil geführten – Seitenhiebe auf die Protagonisten im Bürgermeisterwahlkampf 2024. Zum Schieflachen komisch, wie Konrad Kriechbaumer als vergeistigter Chemie-Professor Dr. Dr. Dr. Exzentricus Schnalmann der Moderatorin (Franziska Kolb) in der Wahlkampfabteilung „Ziemlich frei von Partei“ die Entwicklung einer Wahlkampfmethode für „besondere spezielle Kommunen“ erläuterte, bei der Sachthemen völlig überbewertet werden.
Da umschwebten der „Schättei“ (Peter Michalke senior) und Marinus Moser (Nick Meier) den auf dem Bürgermeistersessel von der Feuerwehr träumenden Max Singer und flüsterten ihm allerhand Handlungsanweisungen ein, da waren Tipps zum Empfang der Politprominenz beim Apfelmarkt“, die „Peter Menhofer“ vergessen hatte, mit auf den Weg zu geben und mehrere Anspielungen darauf, dass bei Vorgänger Anton Wallner eigentlich auch gar nicht viel verkehrt gewesen sei. Nicht nur Wallner – als Majestix mit seiner Frau als Gutemine bei der Premiere dabei – erlebte den Abend als äußerst vergnüglich. Auch Singer – bestens getarnt und die Augen hinter einer schwarzen Sonnenbrille verborgen – konnte mit dem Gezeigten gut leben: „Es ist ja nicht so, dass ich davon ausgehen konnte, dass ich nicht drankomme“, meinte er augenzwinkernd.
Von seinem „Double“ war er sehr beeindruckt, zeitweise habe man wirklich denken können, dass er in persona auf der Bühne gestanden habe.
In bester Spiellaune präsentierten sich auch die weiteren sehr „authentisch“ besetzten Gemeinderäte, angefangen von Zweitem Bürgermeister Josef Rauscher (perfekt in Gesichtsausdruck und Körpersprache wiedergegeben von Sebastian Gasteiger), Martin Huber (Alois Huber, neuerdings ohne Hut, dafür mit Handy und Youtube-Kanal), Sieglinde Angermaier (mit hohem Wiedererkennungswert: Dani Tamegger) und der als Thomas Forster zur totalen Unerkennbarkeit verwandelte Xaver Ostertag. Für Riesenjubel hatte gleich zu Beginn das Comeback des Jahres gesorgt: Die vier „Scheinheiligen“, die in der Vergangenheit jeden Theaterfasching mit ihren bissig-treffenden Gstanzln zum höchsten Vergnügen der Zuschauer bereichert hatten, hatten 2019 ihren endgültigen Abschied von den Bühnen der Gemeinde bekannt gegeben.
Seither trotzen sie ebenso wie die legendäre schwedische Popgruppe ABBA jedem Versuch, sie zu einer Rückkehr zu bewegen. Doch wie schon bei ABBA 2022 in London: Die Technik machte das Unmögliche möglich und als Avatare standen somit Lisi Schmid, Bärbl Kolb, Irmi Kolb und Barbara Müllauer – kongenial verkörpert von Martin Stadler, Stephan Müller, Hubert Dostthaler und Markus Scheble – allesamt im Dirndlgwand sowie mit dem obligaten Haarkranz und Zahnlücke auf der Bühne.
Abend mit vielen Facetten
Im weiteren Verlauf des Programms tauschten die Vier ihr Outfit. In Jeans, Hemd, schmucker Weste und mit Schiebermütze traten sie damit die Nachfolge des legendären Damenquartetts an – mit kräftigen Stimmen und pointierten Texten. Es war ein Abend mit vielen Facetten, an dem auch die Corona-Teststation, das neue, aber unfertige „Bushäusl“ (an dem sich viele Dialoge abspielten), das Mitfahrbankerl und das Thema Gendern (Konrad Kriechbaumer: „Ich höre gerade von der Schenke, die Radlerin ist aus, das Zapfhuhn ist kaputt“) ihren Platz fanden.
Dabei schafften es die Verantwortlichen auch bei den heiklen Themen, ihre Treffer nie unter der Gürtellinie zu platzieren, und neben der neuesten nachhaltigen Erfindung „Flatufix“ (verwandelt Flatulenzen in Energie) auch neue und junge Darsteller (bezaubernd: Valentin Matschina und Theresa Milkreiter) auf die Bühne zu bringen, wobei natürlich Harald Weidlich als Pfarrer Kögler nicht fehlen durfte und diesmal nach einem Vergehen gegen die Straßenverkehrsordnung in einer Debatte mit der Politesse ins Schwimmen kam und um seinen Führerschein bangen musste.
Mit der letzten Aufführung am Samstag, 1. März, geht der Theaterfasching wieder zu Ende. Er war auch heuer innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, es gibt keine Karten mehr.





















