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Da Goldbach

„Da Goldbach“ – Theater nah am Publikum

Gelungene Uraufführung einer Komödie von Markus Scheble des Edelweißtheaters Bad Feilnbach
VON HEIKE DUCZEK
Liebe, Intrigen, Verwicklungen – und eine deftige Wirtshausprügelei: Das Volksstück „Da Goldbach“ wartet mit den klassischen Zutaten auf, die zu jeder Mundartkomödie gehören. Trotzdem wagt Autor Markus Scheble in seinem Erstlingswerk, das beim Kistlerwirt in Bad Feilnbach eine gelungene Premiere feierte, einen neuen Weg: Er führt von den oft ausgetretenen Pfaden gängiger Bauerntheater zu einer Inszenierung, die sich dank eines angenehm ruhigen Erzähltempos – auch Zeit lässt für leise Töne und dem Moll ebenso viel Raum lässt, wie dem Dur.
Das Edelweißtheater Bad Feilnbach setzte das mit viel Spannung erwartete Stück von Liedermacher Scheble, der auch die Musik komponiert und die Gesangstexte geschrieben hat, mit dem passenden Feingefühl um.
Der Auftakt gestaltete sich furios: Den Martl plagen fürchterliche Zahnschmerzen, sein Freund Josef rückt dem Plagegeist mit einer rostigen Kneifzange zu Leibe – ein Anfang, der das Premierenpublikum vor Lachen von den Stühlen riss. Doch obwohl noch einige humoristische Höhepunkte folgten – unter anderem eine Szene, in der ein Wäscheschrank eine tragende Rolle spielt – sind es die nachdenklich-leisen Sequenzen, die dem Stück den Stempel aufdrücken-
Hubert Dostthaler spielt mit Inbrunst den verzweifelten Martl, der als Krüppel aus dem Krieg heimgekehrt ist und zu einer kleinen List greift, um mit einem angeblichen Goldfund auf seinem Grundstück den leeren Geldbeutel zu füllen. Sein Freund ist der Wirt Josef, den Martin Stadler als rechtschaffenen Mann darstellt, dem Ehrlichkeit über alles geht. Zwischen den Stühlen sitzt Liesbeth, die Edith Oberprieler als zurückhaltende, am plötzlichen Streit zwischen Geliebtem und ihrem Bruder fast zerbrechende junge Frau spielt.
Das Stück von Scheble, der auch Regie führt (Assistenz: Katrin Dostthaler) zeichnet jedoch auch den größten Intriganten, den Apotheker Pfeiffer, nicht einfach in Schwarz: Robert Gsinn interpretiert den schlauen Fuchs, der seine Mitmenschen über das Ohr hauen will, als Menschen, der zum Schluss doch noch fair spielt.
Natürlich gibt es auch ein Dorforiginal, das Stephan Müller als gutmütigen, dumm-schlauen Lebenskünstler darstellt. Dem Luck fällt es zu, die Handlung mit einem überraschenden Goldfund im Dorfbach ins Rollen zu bringen. Dass es ein Happy End gibt, gehört sich natürlich für ein humoristisches Volksstück: Doch bis es soweit ist, gibt es einige Überraschungen, die Autor Scheble geschickt eingebaut hat.
Seine Professionalität ist unter anderem das Ergebnis eines Autorenkurses bei Peter Landstorfer, der als einer der berühmtesten, zeitgenössischen Autoren des bayerischen Volkstheaters gilt. Mit dem Stück verschmilzt harmonisch die „Goldbach-Musi“, besetzt mit Rosi Weinhart, Annelen Kolb, Martin Astner, Josef Eireiner, Sebastian und Michael Gasteiger. Zu ihren Klängen singen die Schauspieler Lieder rund um die große Chance auf das kleine Glück, um die Themen Freundschaft und Loyalität. „Wo san de oidn Werte blieb`n?“ fragt sich der Wirt angesichts der Gier, die der „Goldfund“ im Dorf auslöst – eine Frage, die heute genauso aktuell erscheint, wie in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit, in der das Stück mit seinem betont schlichten Bühnenaufbau von Sebastian Kolb (ein Schrank, ein Tisch, ein Stuhl) spielt.
„Da Goldbach“ stellte jedoch nicht nur einen Genuss für Augen und Ohren dar: In den Pausen zwischen den drei Akten serviert die Kistlerwirtin mit ihrem Team, wie bereits beim „Haberfeldtreiben“ vor zwei Jahren, ein dreigängiges Menü. Schade nur, dass das Wetter bei der Premiere nicht mitspielte: Denn „Da Goldbach“ ist ein Freilichttheater, wie gemacht für einen lauen Sommerabend im Hinterhof-Biergarten. Authentisch kam die Stimmung jedoch auch im Saal rüber – dank einer Bühne, die von drei Seiten einsehbar war.
Theater nah am Publikum, das die Uraufführung mit begeistertem Applaus quittierte.
OBERBAYERISCHES VOLKSBLATT, 11.7.2007
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