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Dümmer als die Polizei erlaubt – Mangfall-Bote vom 27.11.2013

Der Vorhang öffnet sich und die Klospülung geht. Alles andere als einen Griff ins Klo hat aber der Theraterverein „Edelweiß“ mit seiner Herbstinszenierung „Dümmer als die Polizei erlaubt“ getan. Das „echt Feilnbekker Stück“ – geschrieben von Vorstand Markus Scheble und Sebastian Kolb – ist ein Angriff auf die Lachmuskeln und nimmt das Behördendasein auf einem fiktiven Polizeirevier gekonnt aufs Korn.
Turbulent geht es auf der neuen Bühne im Heimgartensaal bei „Dümmer als die Polizei erlaubt“ mit den Edelweiß-Theaterern zu. Foto Stadler
 
Bad Feilnbach – Odlbaching ist ein Kaff. Die Polizisten vor Ort schieben eine ruhige Kugel. Currywurst und Leberkässemmeln sind ihre Leidenschaft – was auch auf den Aktenordnern mit den Beschriftungen „Leer“, „Auch Leer“, „Beschwerden“, „Weihnachtsfeier“ und „Leberkässemmel“ zum Ausdruck kommt. Polizeiobermeister Fendt (Stephan Müller) und Polizeimeisterin Schneider (Maria Müllauer) hätten das einfältige Ermittler-Gespann nicht besser darstellen können. Er löst während der Dienstzeit Kreuzworträtsel, sie liest Schundblätter. Beeindruckend dabei die Mimik der beiden in den verschiedenen Situationen. Ohne Worte hatten sie dabei das Publikum im Griff und lösten regelrechte Lachsalven aus. Sei es beispielsweise bei der Prüfung von Beweismitteln. Dazu rauchen sie einen Joint, um dessen Marihuana-Gehalt zu testen. Ergebnis: „Ich fühl mich auf einmal so lebendig. Ich bin ein Pony“, so Fendt und galoppierte um seinen Schreibtisch. Ganz zu Schweigen von den Nebenwirkungen eines Nusskuchens auf den allergisch reagierenden Polizisten und einen Kaffee der, gebrüht mit 15 Kaffeelöffeln, keinen Büroschlaf mehr ermöglicht.
Lediglich zwei Einsätze hatten die Beamten in den vergangenen Wochen zu absolvieren: Bergung einer Katze, die auf einen Baum geklettert war, und ein Autounfall. „Einer ist gegen einen Hydranten gefahren.“ Die Ermittlungen dazu waren einfach, denn das „waren wir selbst.“ Da fasst Oberkommissar Posch (Hubert Dostthaler) sein Revier trefflich mit einem Satz zusammen: „Lauter Deppen auf der Dienststelle und ich bin der Chef.“
Gekonnt mimt Dosttahler mit Augenaufschlag den übereifrigen Dienststellenleiter, der sich für etwas Besseres und einen Frauenschwarm hält. Dabei hat er nur eines im Sinn: seine Versetzung zurück, wo das Verbrechen pulsiert. Mehrere Gesuche, in eine andere Inspektion zu kommen – um sein Potenzial voll zur Geltung bringen zu können -, sind schon gescheitert. Als aber Polizeipräsident Hrdlicska (Stephan Oberprieler, verkörpert den Amtsschimmel in Person) sich zu einer persönlichen Inspektion ankündigt, wittert Posch seine Chance aus Odlbaching zu fliehen und spinnt deshalb, um sich in bestem Ermittlerlicht darzustellen, einen raffinierten Plan rund um einen Überfall aus…
Da kann nur eine Perle helfen: Ayshe. Sie wird als Hygienefachkraft mit Migrationshintergrund beschrieben und treibt den Polizeipräsidenten mit seinem „seltsamen Namen“ zunächst an den Rand der Verzweiflung. Ayshe ist die heimliche Chefin auf dem Revier – weißalles und kümmert sich um alles.
Vor allem hat sie eine im Griff: Elfriede Moser. Die Vorsitzende des Odlbachinger Kleingärtnervereins mutmaßt in jeder Aktion im Dorf ein Verbrechen. Elisabeth Maier gibt der „Moserin“ dabei den urigen Charme von Else Kling aus der Lindenstraße und verleiht den Szenen einmal mehr die entsprechende Würze mit ihren Tratschereien, Spekulationen und Anschuldigungen – „wobei ich es doch nur gut mein“, betont Elfriede Moser. Ein besonderer Dorn im Auge ist ihr Gabi Strobl (Barbara Kolb). Die Teilzeitsekretärin in der Polizeidienststelle – ein naives Dummchen mit Herz – soll in ihrem Zweitberuf bei einem Feinkosthändler „Dreck am Stecken“ haben. Barbara Kolb kokettiert hier überzeugend.
Den Führerschein verloren und nur durch seine prämierte Zuchtsau von noch mehr Schwierigkeiten verschont, bleibt Schweinezüchter Oskar (Martin Gasteiger). Er hat die leidensfähigste Rolle abbekommen: Schließlich watscht ihn Polizeiobermeister Fendt bei einer Verhaftung so fest, dass dem Zuschauer in den ersten Reihen selbst die Wange brennt. Doch Oskar wird belohnt und kommt mit Gabi zusammen. Ob aber jeder das bekommt, was er will? Das können die Besucher in den nächsten Aufführungen heute, Mittwoch sowie am 29./30. November und am 1./4./6./7. und 8. Dezember erleben.
Mit Liebe zum Detail absolvierte Konrad Kriechbaumer sein Debüt als Regisseur. Seine Akteure überspitzen die Handlungen und ihre Reaktionen extrem – ohne aber dabei den Bogen zu überspannen. Das Stück in drei Akten steht unter dem Leitgedanken „Sie sind bei der Polizei, da werd ned denkt“. Wobei der Verein in seinem Programmheft betont, dass die Geschichte frei erfunden ist und Ähnlichkeiten mit Beamten der umliegenden Polizeidienststellen – wenn vorhanden – rein zufällig und nicht beabsichtigt sind.
Dass ein derartiges Mammutprojekt nur verteilt auf zahlreiche Schultern möglich ist, betonte Vorstand Scheble (Regieassistenz und Bühnenbau) eingangs im neu renovierten Heimgartensaal. Dass der gute Ruf der Feilnbacher Theaterspieler sich nicht nur auf die Gemeinde beschränkt, davon zeugte der Besuch von Theaterkollegen aus Halsbach und Wall. Gleichzeitig zollte Scheble seiner Crew mit Maria Obermaier, Lisa Weidlich, Elisabeth Dostthaler, Regine Litzlfelder (Maske), Lisa Millauer (Kostüme), Stefanie Dostthaler und Margret Maier (Inspizienz), Ingrid Matschina und Agnes Eirainer (Souffleusen), Martin Hopps (Tontechnik), Sabrina Wingen (Lichttechnik), Kolb (Bühnenbau und Mediengestaltung) sowie dem Versorgungsteam und Platzweiser Jogi Hafer Lob.
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