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Edelweiß-Theater Bad Feilnbach zeigt „Kinipfingst“ von Gerhard Loew
„Die Weiber san meine Tyrannen“

VON RAPHAELA HINTERBERGER
Um Gerhard Loews bayerisches Kammermusical „Kinipfingst“ unter freiem Himmel im Hinterhoftheater beim Gasthof Kistlerwirt in Bad Feilnbach mit Band aufführen zu können, hat das Edelweiß-Theater Bad Feilnbach Peter Michaels Musiknummern im Vorfeld extra professionell arrangieren lassen. Von diesen kurzweiligen Liedern mit sinnigen Texten lebt das Bühnenstück rund um König Ludwig II., dem Regisseur Sebastian Kolb mit seinem engagierten Ensemble gekonnt Leben einhauchte.
Der Autor hat schon mehrfach sein außerordentlich gutes Gespür für feinsinnig durchdachte Songtexte bewiesen, die dem rein gesprochenen Wort in seinen Werken qualitativ zumeist überlegen sind. Unter der musikalischen Gesamtleitung von Pianist Konrad Kriechbaumer bildeten Annelen, Franziska, Regina und Fabian Kolb mit Gitarre, Geige, Kontrabass und Schlagzeug nun das das wohlklingende musikalische Fundament für die Gesangseinlagen der fünf Schauspieler (Einstudierung: Heide Hauser).
So überzeugt Sepp Dostthaler in der Rolle des Pferdehändlers „Schmootz“ bei Liedern wie „De Neugier“ und arbeitete dabei authentisch die Wesenszüge seiner Figur heraus. Sein Verhalten passte er dabei stets seinem jeweiligen Gegenüber an. Den königstreuen Baron, dem Hubert Dostthaler elegante Gestalt verlieh, behandelte er mit dem rechten Quäntchen Respekt, seiner Geliebten Josefa (auch genannt: Hutze-Facke) schickte er bisweilen auch einmal harsche Worte hinterher: „De Weiber san meine Tyrannen, sie brutzeln mi in offene Pfannen!“ In diese Rolle der männermordenden ehemaligen Dirne aus der Stadt war Ursula Vogt geschlüpft, die nicht mit ihren weiblichen Reizen geizte, sich dafür aber heftige Wortgefechte mit Hausknecht Pföderl (überzeugend: Stephan Müller) lieferte. Mit dem eingängigen Lied „I bin da Kutscher, i bin da Chauffeur“ stellte sich schließlich Markus Scheble als Kutscher Maier, der die Revolution gegen die Obrigkeit im Sinn hat, musikalisch vor.
Neben der kurzweiligen Unterhaltung unter aktiver Einbeziehung der Zuschauer bot das Theater Bad Feilnbach mit „Kinipfingst“ einen interessanten Ausflug in die bayerische Historie, dem das Premierenpublikum kräftigen Applaus spendete.
 
OBERBAYERISCHES VOLKSBLATT, 5. Juli 2012
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