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Was macht der Yogi auf der Hofer-Alm?

Wenn Porno-Regisseur Gustav Geil mit den Blondinen Schackeline und Schayenne dem Bürgermeister auf den Leib rückt, einsame Gipfelstürmer nach 24-Stunden-Wanderungen verzweifelt in der Dorfwirtschaft nach dem einzig wahren Almrausch suchen und ein Prototyp von Rasenmäh-Roboter im Gemeinderat Amok läuft – dann ist wieder Theaterfasching im Feilnbacher Heimgartensaal. Bad Feilnbach – Die bestens aufgelegten Akteure des Edelweißvereins nutzten dabei wieder die zahlreichen Steilvorlagen, die das Gemeindeleben am Fuße des Wendelsteins im Laufe eines Jahres so schreibt und trieben mit ihrer eigenwilligen Interpretation der Geschehnisse ihrem Publikum die Lach-Tränen in die Augen.
Eingebettet in den nachgespielten (in der Realität nur wenige Minuten bis zum Ausverkauf dauernden) Kartenvorverkauf hatte relativ bald schon der stets mit großer Vorfreude erwartete Pfarrer Ernst Kögler (mit immer wieder frappierender Ähnlichkeit von Harry Weidlich verkörpert) seinen Auftritt. Mit dabei hatte er Worte über „mich, Gott und die Welt“ und neckische Anekdoten aus seinem Lieblingsnachbarland Frankreich. Als jedoch die Erhöhung der Saalmiete sowie die hochwertige Festschrift zur Einweihung des neu renovierten Heimgartens bei gleichzeitigem „Verzicht“ auf eine Hebfeier aufs Korn genommen wurden, hatte er sich bereits dezent zurückgezogen.
Patenbitten der Böllerschützen
Heiß herbeigesehnt seit ihrer „CD-Präsentation“ vor einigen Jahren auch der Auftritt der „Lisldarfer“ Böllerschützen. Im zehnten Jahr ihres Bestehens baten sie Ministerin Ilse Aigner (Elisabeth Maier) auf strenges Geheiß von CSU-Gemeinderat Sebastian Obermaier (Robert Gsinn) um die Patenschaft für ihr „Jubiläum“ – indem sie ihr mit unverhohlenem Stolz eine Kostprobe ihres Könnens auf kleinen Spielzeugwaffen demonstrierten.
Kurdirektor Florian Hoffrohne selbst – so viel wurde schon gleich eingangs von den vier wieder unvergleichlich herrlich-bissig lästernden „Scheinheiligen“, (Lisi Schmidt, Barbara Kolb, Barbara Müllauer, Irmgard Kolb) besungen – sollte dieses Mal nicht drankommen. Umso mehr stand sein Gipflstürma-Projekt „Almrausch“ mit 24-Stunden-Wanderung und „Apfelschorle-Koma-Saufen“ im Zentrum des Derbleckens. Spätestens als die beiden zu dieser Werbe-Aktion verdonnerten Wanderer auf der Hofer Alm auf einen entrückt sitar-spielenden indischen Yogi (Marius Kubik) treffen, flüchten sie vor dem noch ausstehenden ayurvedischen Imbiss und landen dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen – in der Kufsteiner Straße im Ortszentrum…
Wie alt wird Wiechs heuer doch gleich?
Die Öffentlichkeitsarbeit der Wiechser für ihre heurige 1250-Jahr-Feier hat sich zumindest für den Feilnbacher Theaterfasching schon bezahlt gemacht und brachte Robert Gsinn als Sebastian Obermaier immer wieder auf die Bühne. Als „Burgamoasta vo Wiachs“ durfte er für seine Rede an die Nation noch einmal Werbung für die 12,50-Kilometer-Wallfahrt, 1250 Gramm schwere Steckerlfische, 1250-Kalorien-Kuchenstücke und die 1,25-Liter-Jubiläums-Mass machen. Nur falls jemand noch nicht mitbekommen hat, wie alt das Dorf, in dem es (O-Ton „Die Scheinheiligen“) mehr Rindviecher als Leut‘ gibt, eigentlich ist. Auf den Ort aber ist die ganze Gemeinde stolz. Da lässt Bürgermeister Hans Hofer (absolut nah am Orginal: Martin Hofer) nichts drauf kommen.
Vor allem, wenn ihm der schmierige Porno-Regisseur Gustav Geil (lässig-dekadent par excellence: Peter Michalke) bei seiner Suche nach den besten Locations für die Verfilmung des Feilnbacher Krimis „Dirndlporno“ ewig auf die Nerven geht. Neben „Lippes-Kirchen“ soll es hier „noch so ’nen ulkigen Ort geben – Wix oder so?“ Da platzt dem ansonsten recht resigniert wirkenden, sich nach seinem Bagger zurücksehnenden Gemeindeoberhaupt dann doch der Kragen und er schmeißt die Bagage kurzerhand raus. Schließlich muss in der Ratssitzung – herrlich treffend besetzt auch hier die Protagonisten – noch ernsthaft gearbeitet werden. Nach dem Fachvortrag einer Psychologin (Ann-Kathrin Pstertag) über die „Body to brain“-Methode für den neuen Themenweg trifft man sich zum Ortstermin am Auer Friedhof: Toilettenhäusl-Testen für Anfänger. So recht überzeugt jedoch das von einem gewieften Anbieter (Markus Scheble) erläuterte Modell „Solo mit Urinal“ (Plumpsklo mit computergesteuerter Öffnungszeitentechnik) niemanden.
Höhepunkt zum Schluss
Für einen weiteren Höhepunkt sorgt in nicht öffentlicher Sitzung das Thema Rasenmäh-Roboter für den Auer Sportverein, präsentiert von ASV-Urgestein und FW-Gemeinderat Peter Menhofer (als wär er’s persönlich: Lenz Kirchberger). Spätestens als er den Roboter (in seiner Unbeholfenheit unübertrefflich komisch: Martin Stadler) per Sackkarre in den Saal schiebt, bleibt kein Auge mehr trocken und schnappt das Publikum nur noch nach Luft: In einem finale furioso gerät das ferngesteuerte Helferlein in gelb-grünem Gewand mit blauer Gartenschere und Harke völlig außer Rand und Band. Wer es nicht schafft, sich rechtzeitig unterm Tisch wegzuducken, opfert seinen „Gamsbart“.
Vor allem CSU-Rat Martin Huber (ebenfalls super-authentisch: Alois Huber) weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Die Regisseure Martin Stadler und Martin Kolb haben aber nicht nur ihren Routiniers die Rollen perfekt auf den Leib geschrieben, sondern auch wieder die Jugend bestens ins Programm mit eingebunden. So war denn am Ende nicht nur der Beifall riesengroß, sondern ebenso das Bedauern – als Vorstand Scheble verkündete, dass es im kommenden Jahr aufgrund der Kürze der Saison keinen Theaterfasching geben wird.
Aus dem Mangfall-Boten vom 17.02.2015
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