„Wenn Urgroßmutters Bild in der „Goldenen Sau“ lebendig wird“
Bericht aus dem „Mangfall-Boten“ vom 27. November 2019 – von Silvia Mischi
Edelweißverein Bad Feilnbach führt heitere Komödie „Zapp Zarapp“ auf – Stück stammt von Markus Scheble und Sebastian Kolb
Bad Feilnbach – Gelbgetünchte Wände in der Wirtsstube. Ein ausgestopftes Eichhörnchen an der Wand. Über dem Stammtisch thront das Portrait der Urgroßmutter. Das Gasthaus „Goldene Sau“ hat bessere Zeiten gesehen.
Doch entgegen der symbolischen Bedeutung des Tieres „Schwein“, welches für Reichtum und Wohlstand steht, fehlt es an Geld – insbesondere für eine Renovierung.

Diese finanziellen Sorgen führen unweigerlich dazu, dass das Wirtspaar Sepp und Lies alias Stephan Müller und Gertrud Huber (in Mimik und Spielfreude unvergleichlich) immer häufiger und heftiger streiten. Dies bleibt den Gästen – insbesondere den Stammtischen nicht verborgen.
Verbale Schlagabtausche
Die verbalen Schlagabtausche erreichen dabei ein schwindelerregendes Tempo und werden durch die Kommentare beispielsweise von Bäcker Rudi (herrlich naiv: Stephan Oberprieler) noch regelrecht „garniert“. Dessen Eheleben und strenge Gattin Uschi (Katrin Dostthaler) sprach allein durch Körpersprache und Mimik.
Eine mögliche Geldquelle für das Wirtspaar wäre der „Bräu“ (Robert Gsinn, lebt den Brauereichef und hat mit den Dämonen der Familie zu „kämpfen“), der eine Investition allerdings vom Aufstieg des Fußballvereins abhängig macht, dessen Stammlokal das Gasthaus ist. Trainer Otto (Manfred Weidlich: Man leidet mit ihm und dem Verein) ist dabei der größte Fan des Sportvereins und man leidet quasi mit ihm, als der Topspieler sich verletzt und weitere Unwägbarkeiten für sein Team drohen.
Neben der Hauptgeschichte sorgen auch die Nebenschauplätze wie der Strickliesl-Stammtisch, für Lacher. Besonders, als die verschiedenen Ansichten der männlichen und weiblichen Stammtischteilnehmer im Wechsel zu den verschiedenen Themen wie die neue Kassiererin im Supermarkt Stellung nehmen, kommt das Klischeedenken überspitzt besonders gut zur Geltung und greift die Lachmuskeln an. Liebe, Eifersucht und allerhand Verwechslungen – das sind die beherrschenden Themen des Abends.
Und so bleibt eine Liebesgeschichte aus dem Internet zwischen Erwin (Martin Stadler: urkomisch wie im Film „Mister Bean“ die Begrüßung und Anrede übend) und Babsi (Martina Wottka: schrullig und kapriziös in ihrer Männerwahl) unerfüllt.
In all den Wirrwarr und das gegenseitige „Nicht mehr Schätzen des Partners“ oder „Sich nicht mehr an Absprachen halten“ schaltet sich die Urgroßmutter alias Lisa Millauer (weise, streng und gütig zugleich; die wahre Hauptfigur des Stücks) ein. Sie, bis dahin stoisch über dem Stammtisch in ihrem Bilderrahmen stehend, wird lebendig und bringt alle verbal, mit List und auch mit einem illustren Körpertausch wieder auf Spur. Dabei gibt sie den Zuschauern so manche Weisheit mit auf den Weg, die er selbst im Alltag in der Familie und mit Freunden einbringen kann, denn wie sagt sie: „Jeder hat sein Packerl zu tragen.“
Mit zu Urgroßmutters „Waffen“ für das Wirtspaar Sepp und Lies gehört deren Körpertausch. Was die beiden im Körper des jeweils anderen dann erleben müssen, ist im wahrsten Sinne des Wortes bühnenreif. Von der ersten Zigarre Lies‘ als Sepp, bis zum Eierlikörpunsch für den bekennenden Biertrinker Sepp beim Damenstammtisch und dem Zurechtkommen mit den körperlichen Veränderungen. Dabei kommt für manche Situation des Alltags für den jeweiligen anderen plötzlich wieder mehr Verständnis auf.
Stück ist von Vereinsmitgliedern
Ob aber damit das Renovierungsproblem, eine unerfüllte Liebe des Bräus oder gar ein Versprechen eines historischen Testaments erfüllt wird, das erklärt der Edelweißverein Bad Feilnbach in den nächsten Aufführungen. Diese sind am kommenden Freitag, 29. November, am Samstag/Sonntag, 30. November/1. Dezember, am Mittwoch, 4. Dezember, sowie am 6./7. und 8. Dezember jeweils um 19.30 Uhr im Heimgartenssaal, Gartenstaße 8. Karten sind online unter www.theater-feilnbach.de oder bei Foto Stadler Bad Feilnbach erhältlich.
Das Stück – wieder einmal aus der Feder von Markus Scheble (zugleich Regie) und Sebastian Kolb vom Edelweißvereins selbst kommend – ist in der Region kein Neuling.
In den vergangenen Jahren haben es schon zahlreiche Theatervereine aufgeführt – nicht nur wegen der Lachergarantie, sondern auch wegen der Inszenierung mit Kniff. Dazu gehören unter anderem das Wechselspiel der Stammtische mit Lichteffekt sowie das lebendig werdende Bild der Urgroßmutter.
