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Servus Adolf

„Völkischer Schleimscheißer“

Ja ist dieses Dorf denn völlig verrückt geworden? Stürmt einfach den Pfarrsaal, klatscht sich auf die Schenkel und feiert den „SS-Untersturmbandführer Himmelstoß“, als habe das 1000-jährige Reich gerade erst begonnen. Aber das ist natürlich eine Täuschung. Hinter SS-Mann Himmelstoß steckt der Laiendarsteller Stephan Oberprieler. Und der ist im richtigen Leben ein politisch unverdächtiger Bankkaufmann.
Bad Feilnbachs Heimatbühne „Edelweiß“ – der gängigen Bauernschwänke von Herz, Schmerz und Alpenglühen überdrüssig – hat sich an das Gerhard-Loew-Stück „Servus Adolf“ gewagt, „eine lustige Bagatelle in drei Akten“.
„Ihr trauts euch was“, bekam Regisseur Sebastian Kolb zu hören, als er die Aufführungsrechte erwarb. Wer lacht schließlich schon über die Nazi-Zeit? Bei „Servus Adolf“ führt kein Weg daran vorbei. Das Stück, das in einem Wirtshaus unter der Mangfallbrücke spielt, ist eine bitterböse Hitler-Satire – provokant und entlarvend zugleich.
„D`Sau suacht, und der Dreck wart`“ kommentiert die Raßhoferin den Wandel ihres Gatten vom herrischen Wirt zum „völkischen Schleimscheißer“.
 
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 20. November 2001
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